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Zu meinen Holzschnitten

Vor geraumer Zeit fragte mich jemand, was das Wesentliche des Holzschnitts sei, ich antwortete spontan „das Holz“.
Auch heute würde ich die gleiche Antwort geben, denn das Holz ist entscheidend bei der Gestaltung des graphischen Blattes.
Holz ist ein lebendiges Material mit gewachsener Struktur und Oberfläche.
Im Gegensatz dazu ist Linoleum, das auch gern für den Hochdruck genommen wird, ein künstliches, totes Material und in der Bearbeitung nicht mit Holz vergleichbar.
Bei der Wahl des Holzes ist zu entscheiden, ob man das weiche Linden -  oder Pappelholz, die harte Buche oder das Nadelholz mit seiner ausgeprägten Maserung bevorzugt. Ich habe fast alle Holzschnitte in Nadelholz (Fichte oder Kiefer) geschnitten. Als Werkzeug benutze ich ein einziges Messer mit schräg angeschliffener Klinge.
Das Schneiden in Nadelholz erfordert eine grundsätzliche Überlegung. Mit Schnitten längs der Maserung kann man schmale, dünne Stege erreichen, die quer zur Maserung geschnitten, leicht herausbrechen können, das muß beim Schneiden der Form berücksichtigt werden.
Ausgangspunkt für meine Holzschnitte ist meist eines meiner Bilder, Aquarelle oder Zeichnungen, von denen ich die große Form nehme und daraus den Holzschnitt konzipiere. Ich schneide die schwarze Platte (den sogen. Holzstock) zuerst, sie ist die Strichplatte und gibt die Form. Sie wird nicht vollständig fertig geschnitten, um später eventuelle Korrekturen zu ermöglichen, denn was einmal weggeschnitten ist, ist endgültig verloren. Von der Strichplatte mache ich einen Druck. Der Stock, der wie ein Relief aussieht, wird mit schwarzer Farbe eingewalzt und alle Flächen und Linien, die stehen geblieben sind, nehmen die Farbe an und geben sie an das darüberliegende Papier ab. Dieser noch farbfrische Druck wird auf die noch unbearbeiteten Stöcke als sogenannter Klatschdruck aufgedruckt. Damit ist auf diesen Stöcken die Zeichnung zu erkennen und ich weiß, wie ich die Formen für die Farben schneiden muß.
In den ersten schwarzen Druck setze ich mit Aquarellfarbe die geplanten Farben ein, schneide die Farbstöcke einen nach dem anderen und mache davon Zwischendrucke.
Ist der letzte Stock fertig, können Probedrucke gemacht werden. Anhand dieser Drucke nehme ich dann notwendige Änderungen vor, bevor die Auflage gedruckt wird.
Dem Druck kommt eine wesentliche Bedeutung für das Aussehen des Blattes zu. Meine Holzschnitte sind Handdrucke, das heißt ich drucke ohne Presse. Auf den mit Farbe eingewalzten Holzstock wird der Papierbogen gelegt und dann mit einem Reibeholz mit der Hand abgerieben bis das Papier die Farbe angenommen hat. Durch den verschiedenen Druck beim Durchreiben kann man die Intensität der  Farbe auf dem Papier beeinflussen. Die Farbplatten werden eine nach der anderen übereinander gedruckt. Die Druckplatte ist transparent, so daß die darunter liegenden Farbschichten jeweils durchscheinen können. Durch das Übereinanderdrucken von drei Farben ergeben sich mehr Farbtöne, je nachdem welche Farben übereinanderliegen und sich mischen. Die schwarze Platte wird immer als letzte gedruckt. Durch das Drucken mit der Hand sind die einzelnen Blätter unterschiedlich, manchmal verändere ich auch die eine oder andere Farbe. So hat jedes Blatt etwas von einem Unikat.

Carl-Heinz Kliemann

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